v.l.n.r. Bernd Kolvenbach (Vorsitzender der Verbandsversammlung go.Rheinland), Dr. Marcus Schenkel (Leiter Infrastrukturprojekte West der DB), NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer und Dr. Norbert Reinkober (go.Rheinland)

Ak­ti­ver Kli­ma­schutz: Start­schuss für die Elek­tri­fi­zie­rung von mehr als 100 Ki­lo­me­ter Ei­sen­bahn­stre­cke in NRW

23.10.2023

In­ves­ti­tio­nen von 400 Mil­lio­nen Euro in um­welt­freund­li­che Elek­tro­mo­bi­li­tät auf der Schie­ne • DB elek­tri­fi­ziert Erftt­al­bahn, Vorei­fel­bahn und Ei­fel­bahn bis Ende 2026 • Wie­der­auf­bau der von der Flut­ka­ta­stro­phe zer­stör­ten Stre­cken auf der Ziel­ge­ra­den

Die Deut­sche Bahn (DB) elek­tri­fi­ziert in Re­kord­tem­po von nur drei Jah­ren drei Ei­sen­bahn­stre­cken in NRW. Den An­fang macht nach er­folg­rei­chem Wie­der­auf­bau noch in die­sem Jahr die durch die Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phe 2021 ver­wüs­te­te Erftt­al­bahn zwi­schen Eus­kir­chen und Bad Müns­ter­ei­fel. Bis Mit­te nächs­ten Jah­res fol­gen die Vorei­fel­bahn von Bonn nach Eus­kir­chen und die Ei­fel­stre­cke auf dem NRW-Ab­schnitt von Hürth-Kal­scheu­ren bis Net­ters­heim. Ins­ge­samt elek­tri­fi­ziert die DB in NRW auf die­sen drei Stre­cken rund 113 Ki­lo­me­ter Schie­ne. Dort kön­nen künf­tig um­welt­freund­li­che Elek­tro­zü­ge statt Die­sel­fahr­zeu­ge ver­keh­ren. Da­für muss die DB rund 2.600 Ober­lei­tungs­mas­te set­zen, 210 Ki­lo­me­ter Fahr­draht span­nen und vier Brü­cken neu bau­en. Die Bau­ar­bei­ten sol­len bis Ende 2026 ab­ge­schlos­sen sein. Die Fi­nan­zie­rung er­folgt über das GFVG-Pro­gramm des Bun­des. Der Bund stell­te da­bei 360 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung, das Land NRW be­tei­ligt sich mit rund 40 Mil­lio­nen Euro.

Dr. Mar­cus Schen­kel, Lei­ter In­fra­struk­tur­pro­jek­te West bei der DB: „Wir ha­ben fast zeit­gleich mit dem Wie­der­auf­bau die Pla­nun­gen für die Elek­tri­fi­zie­rung ge­star­tet. Bund und Land ha­ben un­bü­ro­kra­tisch die Mit­tel zur Ver­fü­gung ge­stellt, da­mit wir für die Re­gi­on um­welt­freund­li­che Elek­tro­mo­bi­li­tät auf der Schie­ne bau­en kön­nen. Das ist ein Si­gnal der Hoff­nung für all die Men­schen, die im­mer noch un­ter den Schä­den der Flut­ka­ta­stro­phe lei­den. Das ist aber auch ein Si­gnal der Hoff­nung für das Kli­ma.“

Mi­cha­el Theu­rer, Be­auf­trag­ter der Bun­des­re­gie­rung für den Schie­nen­ver­kehr: „Der Wie­der­auf­bau der Ei­fel­bahn ist für uns eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit. Was alle Be­tei­lig­ten in kür­zes­ter Zeit qua­si von null wie­der­auf­ge­baut ha­ben, ist bei­spiel­los. Erst­ma­lig kommt da­bei auch eine Be­son­der­heit zum Tra­gen: Nicht nur der Wie­der­auf­bau wur­de wei­test­ge­hend ge­neh­mi­gungs­frei ge­stellt und so deut­lich be­schleu­nigt, son­dern auch die Elek­tri­fi­zie­rung der Stre­cke konn­te di­rekt aus ei­ner Hand mit­ge­plant und um­ge­setzt wer­den. So­wohl für das Kli­ma als auch für die Rei­sen­den ist das ein ech­tes Plus. Denn elek­tri­sche Züge sind um­welt­freund­li­cher, lei­ser, und ver­läss­li­cher."

Oli­ver Kri­scher, Ver­kehrs­mi­nis­ter des Lan­des NRW: „Wie­der­auf­bau und An­triebs­wen­de aus ei­ner Hand - ein Kraft­akt des Lan­des, des Bun­des und der Deut­schen Bahn für die be­trof­fe­ne Be­völ­ke­rung. Der Wie­der­auf­bau kann zeit­gleich ge­nutzt wer­den, um die Stre­cke auf­zu­wer­ten. Hun­der­te Ki­lo­me­ter an Stre­cke kön­nen zu­künf­tig kli­ma­freund­lich elek­trisch be­fah­ren wer­den. Der Wie­der­auf­bau wird so mit ei­ner mo­der­nen zu­ver­läs­si­gen An­triebs­wen­de ver­knüpft. Das Land geht mit der zu­ge­si­cher­ten Fi­nan­zie­rungs­ab­si­che­rung hier un­bü­ro­kra­tisch in Vor­leis­tung und dankt den Part­nern für die tol­le Zu­sam­men­ar­beit. Die recht­li­chen Mög­lich­kei­ten zur Be­schleu­ni­gung wur­den hier voll­um­fäng­lich ge­nutzt. So sieht Pla­nungs- und Aus­bau­be­schleu­ni­gung in der Pra­xis aus.“

Dr. Nor­bert Rein­ko­ber, Ge­schäfts­füh­rer von go.Rhein­land: „Ich freue mich sehr, dass wir in den von dem Un­wet­ter so stark be­trof­fe­nen Ge­bie­ten die Ei­sen­bahn­stre­cken jetzt so schnell mo­der­ni­sie­ren kön­nen. Be­reits in we­ni­gen Jah­ren wer­den hier elek­trisch an­ge­trie­be­ne Züge ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Die­se wer­den der Qua­li­tät im Be­trieb ei­nen or­dent­li­chen Schub ver­lei­hen und für mehr Zu­ver­läs­sig­keit sor­gen. Be­son­ders be­to­nen möch­te ich, dass im Zuge der Elek­tri­fi­zie­rung meh­re­re Bahn­hö­fe bar­rie­re­frei aus­ge­baut wer­den.“

Um die Stre­cken mit Strom zu ver­sor­gen, setzt die DB ein neu­es, in­no­va­ti­ves Kon­zept ein, das Pla­nung und Bau­zeit deut­lich ver­kürzt. Da­für ver­legt die DB rund 104 Ki­lo­me­ter Ka­bel und baut zu­dem rund 26 Ki­lo­me­ter Ka­bel­ka­nä­le neu. So kann je­doch auf den Bau neu­er Hoch­span­nungs­lei­tun­gen ver­zich­tet wer­den.

Die Flut­ka­ta­stro­phe im Som­mer 2021 hat­te alle drei Stre­cken na­he­zu kom­plett ver­wüs­tet. Der Wie­der­auf­bau der drei Stre­cken kommt ei­nem Neu­bau gleich. Die DB hat zehn Brü­cken und 21 Durch­läs­se wie­der­auf­ge­baut, 23 Ki­lo­me­ter Stre­cke er­neu­ert und 35 Bahn­über­gän­ge in­stand­ge­setzt. Gleich­zei­tig ge­stal­tet die DB die In­fra­struk­tur so, dass sie künf­tig wi­der­stands­fä­hi­ger ge­gen­über ex­tre­men Wet­ter­ereig­nis­sen ist. Dazu ge­hö­ren Brü­cken­kon­struk­tio­nen ohne Mit­tel­pfei­ler, die bei ei­nem po­ten­zi­el­len Hoch­was­ser mög­lichst we­nig An­griffs­flä­che bie­ten. Ins­ge­samt sind 74 Mio. Euro in den Wie­der­auf­bau ge­flos­sen.

Der Wie­der­auf­bau und der Start der Elek­tri­fi­zie­rung im Re­kord­tem­po ist ne­ben der en­gen part­ner­schaft­li­chen Zu­sam­men­ar­beit al­ler Be­tei­lig­ten vor al­lem durch ge­setz­li­che Aus­nah­me­re­ge­lun­gen in den Flut­ge­bie­ten mög­lich. So gel­ten zum Bei­spiel ver­ein­fach­te Be­din­gun­gen bei Plan­recht und Ver­ga­be. Bund, Land, Auf­ga­ben­trä­ger, Ge­mein­den und DB ar­bei­ten eng zu­sam­men, um den Men­schen schnell ein wei­te­res Stück Nor­ma­li­tät zu­rück­zu­brin­gen.

Elek­tri­fi­zie­rung und Öko­strom bei der DB

Schon heu­te sind über 60 Pro­zent des deut­schen Schie­nen­net­zes elek­tri­fi­ziert. Rund 90 Pro­zent der Ver­kehrs­leis­tung im Per­so­nen- und Gü­ter­ver­kehr des DB-Kon­zerns wer­den be­reits elek­trisch er­bracht.

Die DB be­treibt in Deutsch­land ein ei­ge­nes Bahn­strom­netz und deckt schon heu­te mehr als 65 Pro­zent des Bahn­stroms mit er­neu­er­ba­ren En­er­gien. Da­mit liegt sie weit über dem öf­fent­li­chen Grün­strom­mix in Deutsch­land von der­zeit un­ter 50 Pro­zent. Im Fern­ver­kehr sind Rei­sen­de be­reits seit 2018 mit 100 Pro­zent Öko­strom un­ter­wegs. Bis 2038 wird der ge­sam­te DB-Bahn­strom – zehn Te­ra­watt­stun­den pro Jahr – zu 100 Pro­zent grün sein. Zu­dem wird die DB bis 2025 ihre Wer­ke, Bü­ro­ge­bäu­de und Bahn­hö­fe in Deutsch­land voll­stän­dig mit Öko­strom ver­sor­gen. 

De­tail­in­for­ma­tio­nen zur Elek­tri­fi­zie­rung der ein­zel­nen Stre­cken fin­den Sie in die­sem Fak­ten­blatt.