Zehn Hektar für den Artenschutz
Beim Schienenausbau für die S13 sorgt die DB im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn auch für den Artenschutz. Insgesamt 10,5 Hektar bereitet das Projektteam für gefährdete Tierarten, als Streuobst- oder Blühwiese und als lebendigen Bachlauf auf. Die verschiedenen Ausgleichsmaßnahmen sind notwendig, weil für die zusätzlichen Gleise Flächen in Anspruch genommen werden. Auch dauerhaft organisiert die DB dann die Pflege der Flächen. Einen Überblick finden Sie hier.
Neue Lebensräume für Zauneidechsen und Kröten
Ort: Sankt Augustin Hangelar
Ziel: Artenschutz
Maßnahme: Erstellen von Habitaten für Zauneidechsen und Kreuzkröten
Der Streckenabschnitt von Friedrich-Wilhelmshütte über Menden bis Bonn-Vilich tangiert eines der landesweit bedeutendsten Zauneidechsen-Vorkommen. In den ersten Jahren (bis 2024) wurden im Rahmen des Ausbauprojekts bereits 460 Zauneidechsen plus Nachwuchs aus den Baufeldern geborgen und in die Ausgleichsflächen verbracht.
Bis 2027 erwarten Naturschutzexperten noch weitere 250 Tiere plus Nachwuchs.
Im Sommer 2024 startete der Bau des dritten Zauneidechsen-Habitats entlang der Strecke in der Hangelarer Heide in Sankt Augustin. Auf 2,8 Hektar Fläche schafft die DB in der sogenannten „Missionarsgrube“ Lebensräume mit frostsichere Winterschlaf-Quartieren und Plätzen für die Eiablage. Dafür legen Umweltexperten Sandstreifen, Totholzhaufen und Steinriegel auf den Blumen- und Insekten-reichen Wiesen an. Nahrungsflächen und Sonnenplätze, ohne die die wechselwarmen Tiere nicht leben könnten, ergänzen das Habitat. Zudem werden kleine Tümpel als Amphibiengewässer für die dort lebenden, aber gefährdeten Kreuz- und Wechselkröten angelegt.
Schon beim Bau achtet die DB auf Nachhaltigkeit. Um die Anzahl an Lkw-Fahrten zu minimieren, ist die Ausgleichsflächen so geplant, dass kein Material abgefahren werden muss, sondern alles vor Ort umgelagert und wiederverwendet wird.
Einen ersten Zauneidechsenkorridor hatte die DB bereits 2013 nahe der Bahnstrecke von Menden bis Bonn-Vilich angelegt.
Nicht weit entfernt liegt die ehemalige Kiesgrube am Siebenmorgenweg in Bonn-Beuel. Diese verwandelte die DB ebenfalls in ein Schutzgebiet für verschiedene Kröten- und Reptilienarten. Mit passendem Bodenmaterial und einer Teichanlage ließ sich der Lebensraum verbessern und die gefährdeten Arten wieder ansiedeln.
Über fünf Jahre haben Experten dann geprüft und ausgewertet, ob sich die geschützten Arten dort dauerhaft ansiedeln. Das Monitoring zeigte: Insbesondere die Population der Kreuz- und Wechselkröten hat sich gut entwickelt.
Streuobstwiese für alte Obstsorten
Ort: Sankt Augustin Niederpleis
Ziel: verbesserte Biodiversität
Maßnahme: Pflanzung von Obstbäumen
Am Kirchenberg in Sankt Augustin Niederpleis hat die DB eine Streuobstwiese mit traditionellen regionalen Obstsorten angelegt.
Wo früher eine Ackerfläche lag, stehen heute rund 40 Apfel-, Kirsch- und Pflaumenbäume auf einer artenreichen blühenden Wiese. Besonders Insekten und Vögel profitieren von der Umwandlung der Fläche und den alten Obstsorten.
Ökologische Aufwertung Vilicher Bach
Ort: Bonn Vilich
Ziel: Ökologische Aufwertung durch Rückbau der Begradigung
Maßnahme: neue naturnähere Bachsohle mit Sand und Kies, wo möglich breiteres Bachbett, Bepflanzung
Auf den letzten zweieinhalb Kilometern vor der Mündung in den Rhein bot der Vilicher Bach seit den siebziger Jahren wenig Überlebenschancen für Pflanzen und Tiere: Der Bach war begradigt, die Sohle mit Rasengittersteinen und Folie ausgelegt.
Für die ökologische Aufwertung des Vilicher Bachs ließ die DB Gittersteine und Folie entfernen und ersetzte sie durch Sand und Kies. Begradigungen des Baches hob man auf, erweiterte das Bachbett und setzte gezielt größere Steine ein. Ziel: die Fließgeschwindigkeit des Baches vermindern und dadurch Kleinlebewesen das Überleben erleichtern. Der Bach fällt im Jahreslauf zeitweise trocken und bietet deshalb ein spezielles Umfeld für Organismen, die in diesem Wechsel gut gedeihen.
Blühwiese zwischen Sankt Augustin und Siegburg
Ort: Siegaue
Ziel: Aufwertung von rund 8 Hektar landwirtschaftlicher Flächen für mehr Artenvielfalt
Maßnahme: Wechsel von intensivem Ackerbau zu extensiver Grünlandnutzung
Die 2020 von der Deutschen Bahn angelegte Fläche bietet auf rund acht Hektar ökologisch hochwertigen Lebensraum für Tiere und Insekten und schützt damit die Biodiversität. In Zusammenarbeit mit der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis hat die DB entlang der Sieg Flächen, auf denen vorher Monokulturen aus Mais standen, in Grünland umgewandelt. Heute finden auf der Fläche über 30 verschiedene Pflanzenarten Platz. Die Ansaat wurde mit einer Saatmischung aus 30 Prozent Blumen und Kräutern sowie 70 Prozent Gräsern gestartet. Neben viel rotem Mohn wachsen hier unter anderem Margeriten, Kornblumen und Wilde Möhren.
Damit sich das Biotop entwickelt, ist die richtige Pflege notwendig. Dazu gehört unter anderem der Verzicht auf Biozide oder synthetische Düngemittel, aber auch eine regelmäßige Mahd nach der Blühphase. Das Mähen ist wichtig, damit sich die unterschiedlichen ausgesäten Pflanzen im Sinne der Artenvielfalt nach und nach durchsetzen und die Fläche nicht verbuscht.
Abfischen in der Sieg
Ort: Siegbrücke zwischen Troisdorf und Sankt Augustin
Ziel: Schutz der Fische und der sensiblen Uferregion während des Baus der neuen Siegbrücke
Maßnahme: Abfischen und Wiedereinsetzen der Fische flussabwärts vor Beginn der Bauarbeiten, Bau einer künstlichen Insel in der Sieg zum Schutz des Uferbereichs und der Aue während der Bauzeit
Die DB hat die neue 200 Meter lange Siegbrücke zwischen Troisdorf und Sankt Augustin direkt neben der vorhandenen Brücke auf fünf Brückenpfeilern errichtet. Einer der Pfeiler fußt im Flussbett der Sieg, die übrigen vier in der Aue. An der Brücke beginnt das Naturschutzgebiet Siegaue, das als Natura 2000-Gebiet hohen Schutzstatus genießt und bis zur Rheinmündung reicht. Die Flussauenlandschaft bietet für viele Vogelarten einen wichtigen Lebensraum. Zudem führt die Sieg verschiedene Fischarten wie Neunaugen, Groppe, Bitterling, Lachs und Steinbeißer. Die Laichsaison der Fische gab für das Projektteam die Bauzeiten mit vor und schränkte die Tätigkeiten im Fluss selbst erheblich ein.
Für den Bau der neuen Brücke wurden im Juli 2020 knapp 1.000 Tiere im betroffenen Bereich des Flusses abgefischt. Dabei ging es vor allem um den Schutz der ganz jungen Fische. Ältere Fische folgen ihrem natürlichen Fluchtinstinkt und entfernen sich von einer Baustelle. Die jungen Tiere wurden schonend eingesammelt und ein Stück flussabwärts wieder ausgesetzt.